Wie kam es zu den Satruper Kammerkonzerten?
Von 1983 bis 1992 lebte ich in Feldafing (Starnberger See). Drei- bis viermal im Jahr fuhr ich jeweils für eine Woche von Sonntag bis Sonntag nach Satrup.
So hatte ich vor, am 4.8.1991 wieder für eine Woche nach Satrup zu fahren. Zufällig las ich am Tag vorher in der Feldafinger Zeitung, dass am Abend ein Konzert in der Kirche des Klosters Andechs stattfinde. Ein junger Geiger, Ingolf Turban, spiele Bach-Partiten und eine Sonate von Eugène Ysaye. Da ich Ysaye noch nie gehört hatte, lockte es mich, dieses Konzert anzuhören. Das Glück wollte es, dass ich noch den letzten freien Platz erwischte. Die musikalische Aussage dieses jungen Geigers überzeugte mich derart, dass ich sofort den Gedanken fasste: Den muss ich nach Flensburg holen. Im Anschluss an das Konzert standen viele Menschen in der Schlange vor Ingolf Turban, um ein Autogramm zu holen. Das war mir zu dumm. So ging ich direkt auf ihn zu, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: Schauen Sie mich mal genau an. Sie bekommen morgen von mir einen Anruf. Nach vielen Schwierigkeiten, die Telefonnummer von Ingolf Turban zu finden, kam dann ein Gespräch zu Stande. Dabei erfuhr ich, dass dieses Konzert in Andechs sein erstes Solokonzert war, seit er auf eigenen Wunsch bei den Münchner Philharmonikern ausgeschieden war. Auf meine Frage, ob er noch freie Termine im kommenden Winter habe, antwortete er, er habe noch keine Termine. Ich konnte also frei über seine Zeit verfügen.
In Flensburg hatte die Waldorf-Schule gerade eine wunderbare Aula gebaut. Ich hatte sie mir schon angesehen und festgestellt, dass dieser Raum eine großartige Akustik hat. Da meine drei Flensburger Enkelkinder diese Schule besuchten, kam mir die Idee, für die Aula ein Konzert zu spenden. Im November 1991 fand dann dieses Konzert statt. Um Ingolf Turban in Flensburg bekannt zu machen, fand ich in der Diakonissenanstalt eine Möglichkeit für ein Anschlusskonzert. Beide Konzerte waren ein großer Erfolg.
Nun kam mir die Idee, ein Konzert für alle Mitarbeiter der Firma REDLEFSEN zu arrangieren. Die Einladung wurde am Pförtnerhaus für den 15. Mai 1992 bekannt gegeben. Es meldeten sich aber von der Firma nur 82 Mitarbeiter. Der Saal des Satruper Gymnasiums, wo das Konzert stattfinden sollte, konnte jedoch über 300 Zuhörer aufnehmen. So warb ich in Satrup und Umgebung musikalisch interessierte Bürger für dieses Konzert mit Ingolf Turban, Violine, und Giovanni Bria, Klavier. Die vielen Zuhörer waren hellauf begeistert. Herr Lawrenz, Lehrer am Gymnasium, war besonders interessiert an diesem Konzert. Im Anschluss hatte er noch ein langes Gespräch mit den beiden Künstlern. So ergab es sich, dass sich Herr Lawrenz als kompetenter Musikliebhaber zu meiner Unterstützung anbot. Darüber war ich sehr glücklich. Wir beschlossen, auch in Zukunft Kammerkonzerte zu arrangieren, da wir merkten, es fehlte an diesem kulturellen Angebot in Satrup. So folgten in den Jahren 1993 bis 1999 viele interessante Konzerte. Das Honorar für die Künstler übernahm ich, die Eintrittsgelder langten bei weitem nicht für diese Ausgaben. Um dem ganzen Unternehmen ein Gesicht zu geben, firmierten wir diese Konzerte ab 1997 unter dem Namen der Amtsvolkshochschule Satrup.
Auf Anraten von Herrn Lawrenz wurde am 16.11.1999 der Förderkreis Satruper Kammerkonzerte gegründet. Von nun an fanden alljährlich Vorstandssitzungen statt. Der erste Vorstand setzte sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: Manfred Lawrenz, Dr. Gerd-Uwe Meyer, Brigitte Erfurt als Kassenwartin und Marianne Redlefsen als 1. Vorsitzende. Der Zuspruch zu den Konzerten hatte zugenommen, so dass wir ein Abonnement auslegen konnten. Einzelkarten kosteten 120 DM, Ehepaare 200 DM und Familien 300 DM. Durch die Gründung des Vereins und die dadurch eingehenden Mitgliedsbeiträge wurden die Zuschüsse von Mal zu Mal geringer.
Schon einige Jahre vorher hatten wir uns zu einer Spendenaktion für einen Flügel entschlossen. So kam das Gymnasium 1994 in den Besitz eines neuen Blüthner-Flügels aus Leipzig im Wert von 70.000 DM abzüglich eines Schulrabatts von 20.000 DM. Um diesen Flügel an Ort und Stelle auszusuchen, waren der Schulleiter des Gymnasiums, Herr Bossow, Herr Lawrenz und ich selbst zur Firma Blüthner nach Leipzig gefahren. Für das Eröffnungskonzert mit dem neuen Flügel am 14.1.1995 hatten wir Detlef Kraus aus Hamburg verpflichtet. Große Begeisterung!
Von nun an legten wir die Konzerte fest auf sonntags, 17 Uhr. Dieser Zeitpunkt hat sich sehr bewährt. Auch gab es ein festes Jahresprogramm. Zunächst hatten wir 7 bis 8 Veranstaltungen pro Jahr. Auch wenn ich bisher mit Freuden alle Vorarbeiten für diese Veranstaltungen durchgeführt hatte, merkte ich allmählich mein Alter. So bat ich Dr. Ilse Clausen, ob sie dieses Amt übernehmen wolle. Sie sagte zu. Der Wechsel im 1. Vorsitz des Vereins Förderkreis Satruper Kammerkonzerte erfolgte am 1.1.2003.
Marianne Redlefsen
Wenn auch Kammerkonzerte in Satrup durch das unermüdliche Wirken von Frau Redlefsen schon seit dem Jahr 1991 regelmäßig stattfanden, so gibt es den Förderverein erst seit 1999. Im Jahre 2019 bestand somit der Förderkreis 'Satruper Kammerkonzerte e. V.' 20 Jahre, sicher ein Grund, sich zu freuen und dankbar zu sein.
Zum 10jährigen Jubiläum schrieb die 1. Vorsitzende, Ilse Clausen, das folgende Grußwort.
Grußworte zum Vereinsjubiläum
Liebe Freunde der Kammermusik,
10 Jahre Förderkreis Satruper Kammerkonzerte - 10 Jahre, das ist wenig angesichts der vielen großen Jubiläen der Musikgeschichte und doch einiges in unserer schnelllebigen Zeit, in der vieles schnell entsteht und ebenso schnell wieder vergeht. Und überhaupt, brauchen wir sie denn, diese Konzerte auf dem Dorf, in der Aula einer Schule?
Das Angebot ist sommers wie winters reichhaltig in der Stadt und auf dem Land, dabei von hohem Anspruch und hoher Qualität. Da gibt es die Abonnementskonzerte in den großen Städten, die wunderbare Kirchenmusik in Flensburg und Schleswig, das Schleswig-Holstein Musik Festival mit seinen Stars, die Hamburger, Lübecker oder Kieler Oper mit einem breit gefächerten Repertoire.
Dass die kleinen Reihen, wie z.B. in unserer Region die Angeliter Sommerkonzerte oder eben die Satruper Kammerkonzerte, bestehen können und ihr festes Publikum haben, beantwortet die Frage: Brauchen wir die Konzerte? Ihr Reiz ist anderer Art. Er liegt zu einem großen Teil in der Intimität dieser Veranstaltungen. Wo sonst ist der Kontakt zu den Musikern so hautnah, das Miteinander des Publikums so eng, wo erlebt man immer wieder junge, hervorragende Solisten, die mit ungebrochener Begeisterung jenseits aller Routine musizieren und von denen mancher vielleicht am Beginn einer großen Musiker-Karriere steht. Wo sonst aber auch bekommt man so hochkarätige Konzerte zu so niedrigen Eintrittspreisen geboten, wo sonst kann man dazu gleich vor der Tür parken?
Andererseits ist das Angebot an begabten, gut ausgebildeten und geeigneten Musikern groß, die eine Plattform für ihre Auftritte suchen, und der Wettbewerb ist hart. Das Publikum für klassische Musik dagegen hat eher Nachwuchsprobleme, wie auch wir das, trotz Schulnähe - nicht nur im räumlichen Sinn - erfahren.
Dass der Förderkreis Satruper Kammerkonzerte überhaupt existiert, ist maßgeblich das Verdienst seiner langjährigen Vorsitzenden und jetzt Ehrenvorsitzenden Marianne Redlefsen, die schon lange vor der Vereinsgründung Konzerte in Satrup veranstaltete. Diese Entwicklung schildert sie in ihrem Beitrag auf dieser Seite.
Dass der Förderkreis Bestand hat und weiterhin anspruchsvolle Konzerte bieten kann, verdankt er vor allem den Jahresbeiträgen seiner Mitglieder, der Unterstützung einiger Sponsoren wie der Nospa und natürlich den Konzertbesuchern, die zu einem großen Teil regelmäßig kommen und sich aufgeschlossen auch auf Unbekanntes einlassen, oder solchen Besuchern, die sich ihre Konzerte nach ihrem Geschmack aussuchen. Die Liste der Musiker, die in den letzten 10 Jahren bei uns aufgetreten sind, ist erfreulich lang. Sie finden sie auch auf dieser Webseite ebenso wie eine Chronologie der Konzerte.
Mit Ihrer, unseres musikbegeisterten Publikums, Hilfe möchten wir weiterhin eine Kultur-Nische ausfüllen und die Satruper Kammerkonzerte abwechslungsreich und attraktiv gestalten.
Ilse Clausen (1. Vorsitzende)
Satrup -
Kulturzentrum zwischen Förde und Schlei
Satrup ist nicht nur das geografische Herz der Landschaft Angeln. Satrup fühlt sich zu allen Jahreszeiten als Kulturzentrum zwischen Flensburger Förde und Schlei. 800 Jahre alt ist die spätromanische Laurentius Kirche mit einer fast genauso alten Taufe, dem Bucholtz-Altar und einem wunderschönen barocken Orgelprospekt. Im Satruphuus wird mit historischen Fotos und Exponaten die Industriegeschichte im ländlichen Raum Angelns vor Augen geführt.
Kammermusik vom Feinsten führt an mehreren Sonntagen des Jahres zum Bernstorff-Forum. Neben einer vorzüglichen Akustik in den beiden Konzertsälen bieten zwei Blüthner-Flügel Pianisten und Kammermusikensembles ausgezeichnete Gestaltungsmöglichkeiten - Satrup hat sich zum musikalischen Mittelpunkt der Region entwickelt:
Hier konzertierten schon der legendäre Pianist Eduard Erdmann oder Mendelssohnpreisträger Siegfried Borries, Freund und Konzertmeister Furtwänglers. Aus sporadischen Konzerten in der Vergangenheit haben sich seit 1990 in Zusammenarbeit mit der AVHS Satrup die Satruper Kammerkonzerte entwickelt.
Wir laden Sie herzlich ein und hoffen, dass Ihnen die Konzerte gefallen.
Marianne Redlefsen (Ehrenvorsitzende)